Pressebericht
Dienstag, 01.10.2019 -
Hanauer Anzeiger|5.945 Klicks
Abwehrspezialist in Teilzeit
Marc Strohl schafft Spagat zwischen Meisterschule und Handball
Er ist in der Abwehr der HSG Hanau der Fels in der Brandung:
Ob in den vergangenen Spielzeiten zusammen mit Yaron Pillmann im Mittelblock oder in dieser Saison als vorderster Verteidiger in der 3:2:1-Deckung – wenn die gegnerischen Spieler aufs Tor der Hanauer werfen wollen, müssen sie erst einmal an Marc Strohl vorbei. Wir haben mit dem Rückraumspieler und Defensivspezialisten über seine neue Rolle in der offensiven Deckung gesprochen – und darüber, warum er fast eine Handballpause eingelegt hätte.
Herr Strohl, Sie sind aktuell nicht nur sportlich voll eingespannt, sondern auch beruflich, denn Sie bereiten sich gerade auf Ihre Meisterprüfung vor. Was genau heißt das für Sie?
Richtig, ich will meinen Karosseriebau-Meister machen und bereite mich aktuell an einer Schule in Kaiserslautern auf die entsprechende Prüfung vor. Diese Vorbereitung dauert ein komplettes Schuljahr, währenddessen bin ich unter der Woche immer in Kaiserslautern. Dort habe ich die Möglichkeit, einmal wöchentlich beim TuS Dansenberg mitzutrainieren, der in der 3. Liga Süd spielt. Wenn ich am Freitagabend nach Hause fahre, nehme ich auch am Training hier in Hanau teil, aber durch meine Abwesenheit fehlt mir selbstverständlich etwas.
Wie bekommen Sie die verschiedenen Verpflichtungen denn unter einen Hut?
Insgesamt ist das tatsächlich nicht gerade einfach. Mir war schon vor der Saison klar, was auf mich zukommt, deshalb habe ich auch mit dem Gedanken gespielt, eine Pause vom Handball einzulegen. Letztlich habe ich mich aber dazu entschieden, weiterzumachen, auch wenn es für den Trainer nicht ganz einfach ist, mich mitspielen zu lassen, weil ich ja nicht alle unsere Abläufe mitbekomme. Da ich weniger trainiere, sitze ich häufiger auf der Bank, was ich nicht gewohnt bin und was für mich eine neue Herausforderung ist. Zumindest das hat sich allerdings recht schnell geändert: Da wir leider einige Verletzte zu beklagen haben, habe ich zuletzt mehr als geplant gespielt.
Für Sie nicht die einzige Herausforderung, denn Ihr neuer Trainer Olli Schulz hat auch gleich eine neue Abwehrvariante eingeführt. Wie groß ist für Sie die Umstellung auf die 3:2:1-Deckung?
Das ist natürlich eine ganz andere Variante, bei der ich völlig anders agieren muss und die wir vorher nicht oft gespielt haben. Früher war ich hauptsächlich für das Blocken von Würfen zuständig, jetzt stehe ich oft ganz vorne, wo ich mich schnell entscheiden muss, welchen Gegenspieler ich annehme oder ob ich mich neu orientiere. Auch das Stellungsspiel ist vollkommen anders als vorher.
Viele Umstellungen also. Und wie erfolgreich ist die 3:2:1-Abwehr in Ihren Augen?
Diese Variante ist sehr offensiv und aggressiv und zwingt den Gegner zu Fehlern. Zwar haben wir hin und wieder Abstimmungsprobleme, aber das ist normal, und die hätten wir auch bei der 6:0-Deckung gehabt, da wir einige neue Spieler haben. Insgesamt bringt uns die 3:2:1-Abwehr weiter, weil sie den Gegner vor andere Herausforderungen stellt – und die 6:0 kann gegen den ein oder anderen Gegner ja trotzdem weiterhin eine Option sein.
Besonders erfolgreich war die HSG mit der 3:2:1-Deckung im letzten Heimspiel gegen Leipzig – warum war diese Variante da so effektiv?
Nun ja, es ist einfach unangenehm, wenn man fünf Stunden im Bus sitzt und dann von der gegnerischen Abwehr gleich so aggressiv angegangen wird. Gerade jüngere Spieler wissen in solchen Situationen vielleicht nicht gleich, was dann am besten zu tun ist.
Das Interview führte Robert Giese.
Quelle: Hanauer Anzeiger vom 01.10.2019
Artikel übernommen von Andreas Kautz am 03.10.2019