






















































































Er ist
der sichere Rückhalt zwischen den Pfosten der HSG Hanau und ein ums andere Mal
für eindrucksvolle Paraden und Aktionen in der 3. Liga gut: Die Rede ist
natürlich von Torhüter Can Adanir. Der 23-Jährige spielt bislang eine
herausragende Saison und ist ein wichtiger Bestandteil des jungen Teams von
Trainer Hannes Geist.
Im Interview
gibt der Schlussmann einen Einblick in die Zeit seit seiner Rückkehr zur HSG,
spricht über seine Rolle im Team und darüber, welche Eigenschaft er sich von seinem
ehemaligen Mentor Sebastian Schermuly angeeignet hat.
Hallo Can, etwas mehr als ein Drittel
der Saison 2022/23 ist absolviert. Zeit ein erstes Resümee zu ziehen: Wie hast
du dich in Hanau nach deiner Rückkehr wieder zu Recht finden können?
Can Adanir: „Ich
habe mich direkt wieder super einleben können. Mannschaft, Trainerteam, Umfeld
und Fans haben es mir aber auch sehr einfach gemacht. Es ist wieder wie früher.
Ich habe gleich in den ersten Wochen gesagt, dass es sich so anfühlt, als sei
ich nie weggewesen.“
Nach einem fulminanten Saisonstart
mit 15:3 Punkten aus den ersten neun Spielen, habt ihr am vergangenen
Wochenende das Topspiel nur knapp mit 24:25 gegen den TuS Ferndorf verloren.
Wie sehr ärgert euch als Team diese Niederlage?
Adanir: „Ich
sage es mal so: Nach dem Spiel war es natürlich mehr als bitter, denn wenn wir
uns den Spielverlauf ansehen, hätten wir auf jeden Fall einen Punkt verdient
gehabt. Da hat uns hat am Ende vielleicht etwas die Abgezocktheit gefehlt, um
vorne die letzte Überzeugung im Abschluss zu haben oder hinten das letzte
Stoppfoul noch zu ziehen. Aber: Ferndorf war absolut der Favorit und vor der
Saison hätte uns vermutlich niemand eine Chance zugesprochen, vor 1000
Zuschauern so zu bestehen. Ich bin daher stolz auf mein Team.“
Die HSG stellt momentan in der 3.
Liga Süd-West eine der beiden besten Defensiven der Staffel. Unter anderem ist
das auch dein Verdienst – das hast du mit zahlreichen Paraden bereits bewiesen.
Wie wichtig sind dabei deine Vorderleute für dich?
Adanir: „Unfassbar
wichtig. Das ist die halbe Miete. Wir unterstützen uns gegenseitig und geben
uns Sicherheit. Wenn die Abwehr gut steht, profitiere ich natürlich ungemein
davon. Mit Blick auf das erste Drittel der Saison liefern die Jungs bisher eine
überragende Leistung in der Defensive ab. Da fällt es mir auch leicht, mal
einen eigentlich unmöglich zu parierenden Wurf doch noch zu halten.“
Du hast dich im Sommer dazu
entschieden, deinen Vertrag in Großwallstadt auslaufen zu lassen und
stattdessen nach vier Jahren zur HSG zurückzukehren. Welche Veränderungen hast
du seitdem im Umfeld des Vereins festgestellt? Bist du von deiner Entscheidung
überzeugt?
Adanir: „Riesige Veränderungen habe ich bemerkt. Als ich damals als 17-Jähriger
zur Mannschaft hinzugestoßen bin, haben wir nur drei Mal die Woche trainiert.
Jetzt gehen wir fünf Mal in die Halle. Zwei Mal die Woche haben wir zudem
Krafttraining und profitieren von einer sehr guten Trainingssteuerung – das
sind Top-Bedingungen. Auch was das umfangreiche Trainerteam und die Betreuung
durch unsere Physiotherapeutin angeht, da hat der Verein in den letzten Jahren einen
großen Schritt nach vorne gemacht. Ich bin zur HSG gekommen, um in Hanau weiter
ambitioniert Handball zu spielen und da sehe ich uns auf einem guten Weg. Wir
wollen weiter Vollgas geben!“
Als du im Sommer zurück nach Hanau
gekommen bist, hast du nach dem Abgang von Kapitän und Publikumsliebling
Sebastian Schermuly im Tor ein schwieriges Erbe angetreten. Wie sehr hat dich
diese Herausforderung in deinen Leistungen gepusht?
Adanir: „Ich
habe das damals selbst miterlebt. Schermu war ein absoluter Leistungsträger,
der auf dem Feld vorangegangen ist. Natürlich wusste ich, dass das eine
schwierige Aufgabe wird. Genau so etwas habe ich aber für mich gesucht und
wollte diese Herausforderung unbedingt annehmen. Ich würde jetzt nicht sagen,
dass ich mir vor der Saison deshalb Druck gemacht hätte, sondern ich habe mich
einfach auf diese Aufgabe gefreut, eine Führungsrolle in diesem Team
einzunehmen. Ich denke, das klappt bislang ganz gut.“
Du kanntest „Schermu“ ja schon aus
deiner Zeit von 2015 bis 2018 bei der HSG. Hattet ihr nach deiner Rückkehr
seitdem einmal Kontakt? Hat dir dein ehemaliger Mentor damals etwas mitgegeben,
was du heute noch anwenden kannst?
Adanir: „Ja,
wir haben immer mal wieder Kontakt und es werden ab und an mal ein paar WhatsApp-Nachrichten
ausgetauscht. Schermu hat mir auf jeden Fall etwas mitgegeben: Seine Ruhe. In
engen Spielen, gerade in Derbys, hat er immer eine unfassbare Gelassenheit
ausgestrahlt. Das habe ich damals im jungen Alter immer bewundert. Ich versuche
mich ebenfalls nie aus der Ruhe bringen zu lassen und für meine Vorderleute
Sicherheit auszustrahlen.“
Zusammen mit deinem Teamkollegen
Fabian Tomm bildest du ein sehr junges Torhütergespann, in einer ohnehin jungen
Mannschaft. Wie habt ihr bislang voneinander profitieren können?
Adanir: „Was
ich auf jeden Fall merke ist, dass wir uns im Training unfassbar pushen. Es
gibt glaube ich kein Training, in dem wir nicht Vollgas geben. Ich glaube, das
ist auch der Vorteil an einem so jungen Gespann, denn wir wollen uns immer
zeigen. Sollte ihm etwas auffallen, an meinem Torhüterspiel, dann teilt er mir
das direkt mit und umgekehrt ebenso. Ich freue mich einfach auf das, was noch
kommt.“
Du wirkst auf dem Spielfeld immer
voll fokussiert und strahlst für deine Vorderleute jede Menge Ruhe aus. Welchem
Ausgleich gehst du neben dem Training nach, um Abseits des Handballs Energie zu
tanken?
Adanir: „Ich
arbeite neben dem Training und den Spielen mit der HSG momentan als freier
Journalist, wobei ich dabei gar nicht so weit weg bin vom Sport und dem
Handball. Das ist im Grunde aber gar nicht so schlecht, denn ich habe immer
Spaß daran, mich außerhalb von der Halle mit der Sportart zu beschäftigen.“
Am Samstagabend trefft ihr auswärts
auf die TSG Haßloch. Der Tabellenfünfte hat kürzlich mit einem Auswärtssieg in
Ferndorf überrascht. Was nehmt ihr euch für dieses Spiel vor?
Adanir: „Wir
müssen mit derselben Einstellung in dieses Auswärtsspiel gehen, wie zuletzt beim
TuS Ferndorf. Wenn wir in Haßloch mit ein bisschen weniger Kampfgeist in die
Partie gehen, dann kann das schnell nach hinten losgehen. Die TSG ist eine top
Drittligamannschaft – da erwartet uns auswärts ein richtiges Brett. Wir wollen
uns jetzt unter der Woche im Training wieder die Sicherheit holen, um am
Wochenende die zwei Punkte mitnehmen zu können. Für uns ist das ein immens
wichtiges Spiel.“
Danke für das Gespräch!