Mit vielen Eigengewächsen im Kader stellt sich Handball-Drittligist HSG Hanau in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gleich acht Konkurrenten aus ganz Deutschland. Eines dieser Eigengewächse ist Robin Marquardt, der bei der HSG die Jugendmannschaften durchlaufen hat und nach ein paar Wanderjahren wieder fester Bestandteil des Teams ist. Wir haben mit dem wendigen Rückraumspieler über Verletzungssorgen, die besonderen Herausforderungen der Aufstiegsrunde und Regenerationsmöglichkeiten auf der Busfahrt gesprochen. Das nächste Spiel der Aufstiegsrunde steht am Montag um 17 Uhr gegen MTV Braunschweig an.
Herr Marquardt, zur absoluten Unzeit, nämlich am Ende der Hauptrunde, meldete sich Ihr Körper, weshalb Sie im letzten Hauptrundenspiel aussetzen mussten. Wie groß war die Angst, die Aufstiegsrunde verletzungsbedingt zu verpassen?
Daran habe ich eigentlich überhaupt nicht gedacht, ich war überzeugt, dass das schon irgendwie wird. Ich habe eine Reizung der Patella-Sehne und hoffe, dass ich trotzdem in jedem Spiel der Aufstiegsrunde spielen kann – dazu bin ich auch in regem Austausch mit unserer Physiotherapeutin Ann-Cathrin Oefner. Erst einmal zählt nur die Aufstiegsrunde, da gibt jeder im Team alles. Für eine Verletzung gibt es zwar nie einen guten Zeitpunkt, aber nach der Saison habe ich ja genug Zeit zum Regenerieren, da möchte ich diese Wochen noch voll durchziehen.
Nicht nur an Ihrem Knie lief es am Ende der Hauptrunde nicht mehr ganz rund, auch die Mannschaft hing ein bisschen durch: Nach zuvor 14 Siegen in Folge gab es zum Abschluss zwei Niederlagen. Wie kam es dazu?
Da ist eine Erklärung ganz schwierig, es spielen sicherlich mehrere Faktoren hinein. Wir haben auf keinen Fall verlernt, Handball zu spielen, aber manchmal sind es kleine Sachen und Abstimmungen, an denen es dann letztendlich scheitert. Wichtig ist, dass wir das aufgearbeitet haben und im Training hart daran arbeiten, dass es wieder besser funktioniert - und das hat man beim Beginn der Aufstiegsrunde ja bereits gesehen.
Diese beiden Niederlagen waren also keine Belastung für den Start in die Aufstiegsrunde?
Nein, im Gegenteil, das war eher eine Stärkung. Wir haben gesehen, dass man immer voll da sein muss, sich keine Schwäche erlauben darf. Jetzt in der Aufstiegsrunde haben wir nur starke Gegner, die besten Teams ihrer jeweiligen Staffeln, da müssen wir immer alles geben – was es mental einfacher macht. Im ersten Spiel beim HC Oppenweiler/Backnang hat man das ja schon gesehen: Die sind Meister der Süd-Staffel und wir haben lange geführt, da waren wir wieder bei 100 Prozent.
In der Aufstiegsrunde sind auch die Anforderungen: Gestern ging es für Sie freitagabends nach Vinnhorst in Hannover, mal gibt es zwei Spiele in einer Woche. Wie geht die Mannschaft mit diesen Belastungen um?
Das ist wirklich ein hartes Programm, das wussten wir aber auch, haben es im Vorfeld besprochen und uns darauf eingestellt. Jedem ist klar, dass er viel investieren muss, aber wir bekommen auch viel Hilfe. Das Trainerteam, der Staff, der gesamte Verein trifft viele Maßnahmen, damit wir optimal vorbereitet sind. Dazu gehören zum Beispiel Möglichkeiten, wie wir schon auf der Rückfahrt im Bus regenerieren können, auch die richtige Ernährung ist da sehr wichtig. Der Sprung vom normalen Drittliga-Alltag mit Spielen nur an den Wochenenden ist schon sehr groß, aber die Aufstiegsrunde ist auch in dieser Hinsicht ein guter Härtetest für das, was in der 2. Bundesliga auf uns zukommen würde. Und die Spiele gegen solche Gegner vor möglichst vielen Zuschauern sind für uns alle ja der Grund, warum wir die ganze Saison über so hart arbeiten - genau dafür trainieren wir.
Das Gespräch führte Robert Giese
Robin Marquardt
Alter: 27
Wohnort: Gründau-Lieblos
Beruf: Referendar
Bei der HSG seit: der Jugend und wieder ab 2020