






















































































Die HSG Hanau wird beim letzten Heimspiel gegen den TV
Emsdetten (27. Mai) ihren Rechtsaußen Luke Ireland verabschieden. Der
Neuseeländer kam im vergangenen September vom schwedischen Club Skuru IK
Handboll auf einjähriger Vertragsbasis zur HSG Hanau und bespielte die
Rechtsaußen-Position.
Unter Trainer Hannes Geist absolvierte der Nationalspieler seines
Heimatlandes 29 von 33 Saisonspiele und erzielte dabei 15 Tore.
Gemeinsam mit dem HSG-Team nahm er in dieser Saison an der Aufstiegsrunde zur
2. Handball-Bundesliga teil.
Sein Coach sagt über ihn: „Luke ist ein super Typ, der jedes
Training für sich angenommen hat, um besser zu werden. Ich bin froh, dass er
ein Jahr lang ein Teil des Teams war. Er hat mit dazu beigetragen, dass wir in
dieser Saison so erfolgreich waren und wir freuen uns darauf ihn bei uns
begrüßen zu dürfen, wenn er wieder einmal in Deutschland vorbeischaut.“
Der 27-jährige Ireland stammt gebürtig aus der Hauptstadt
Wellington, dort machte er auch seinen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften.
Vor seiner Zeit in Schweden spielte für die Universität Sydney. Mit dem Team
nahm er auch am SuperGlobe 2021 teil. In der Nationalmannschaft kam Luke
Ireland bei der Asienmeisterschaft 2020 zum Einsatz.
Vor dem letzten Saisonspiel haben wir mit Luke Ireland gesprochen. Im Interview gibt er einen Einblick in seine Zeit in Deutschland, den Handball in seinem Heimatland und warum er schon als „Handball-Nomade“ bezeichnet wurde.
Hallo Luke, danke, dass du dir heute Zeit nimmst für
dieses Interview. Am nächsten Samstag endet die Saison und beim letzten
Heimspiel gegen den TV Emsdetten steht auch dein Abschied auf dem Programm. Was
genau an deiner Zeit bei der HSG Hanau wird dir besonders in Erinnerung
bleiben?
Luke Ireland: „Die Jungs, das Trainerteam, die Gemeinschaft. Was für mich heraussticht, ist, wie unglaublich die Menschen in diesem Club sind. Die Freunde, die ich hier in den letzten neun Monaten gewonnen habe, werden mir am meisten in Erinnerung bleiben.“
Meisterschaft in der Süd-West Staffel der 3. Liga. Teilnahme an der Aufstiegsrunde. Tolle Derbys gegen Gelnhausen und Nieder-Roden. Was war dein sportliches Highlight in dieser Spielzeit?
Luke Ireland: „Wir haben im Laufe der Saison einige
sehr beeindruckende Siege errungen. Wenn ich an die späten Treffer von
Jean-Eric im Derby oder von Julian gegen Braunschweig denke, dann sind die
Emotionen, die man nach einem Sieg in letzter Sekunde empfindet, für mich ein
absolutes Highlight.“
Als Neuseeländer gehst du buchstäblich am anderen Ende der
Welt deiner Lieblingssportart nach. 18.000 Kilometer sind es bis in den
Südwestpazifik. Falls du wieder einmal in der Heimat vorbeischaust: Was kann
der neuseeländische Handball von seinem deutschen Pendant noch lernen?
Luke Ireland: „Neuseeland muss noch SEHR VIEL über
Handball lernen. Einer der offensichtlichsten Punkte, in denen wir als Nation
uns noch verbessern können, ist, wie man einen Angriff startet und einen
Spielzug aufbaut. Vor allem einen, der gegen die Abwehr, gegen die wir spielen,
effektiv ist. Bei der HSG arbeiten wir an so vielen Lösungen gegen verschiedene
Abwehrreihen, das ist etwas, das ich hoffentlich nach Neuseeland mitnehmen
kann, um unseren Angriff effektiver zu machen.“
Mit der Teilnahme an der Asienmeisterschaft vor drei
Jahren, damals sogar als Topscorer, hast du bereits als Nationalspieler deines
Landes Erfahrungen gesammelt. Nimm uns doch einmal mit: Wie kommt ein „Kiwi“
zum Handballsport?
Luke Ireland: „Wie die meisten Sportarten beginnt
auch Handball mit dem Spielen mit Freunden. Ein guter Freund von mir hat mich
gebeten, bei einem Handballtraining mitzumachen, und als ich einmal angefangen
hatte, habe ich nie wieder aufgehört zu spielen! Es gibt eine kleine
Gemeinschaft von ausländischen Spielern aus Deutschland, Frankreich usw. und
jetzt ist die Handball-Gemeinschaft so gewachsen, dass auch viele neuseeländische
Spieler wie ich dazugehören, was toll zu sehen ist.“
Vor deiner Zeit in Deutschland hast du bereits in
Schweden und in Australien Handball gespielt. In der Presse wurdest du einmal
als „Handball-Nomade“ bezeichnet. Kannst du uns erklären, was es damit auf sich
hat?
Luke Ireland: „Ah ja, ich glaube, ich habe einen
schwedischen Artikel gelesen, bevor ich zu Skuru kam, in dem dies gesagt wurde.
Wegen COVID-19 konnte ich, als ich in der SuperGlobe spielte, nicht nach
Neuseeland zurückkehren, weil unsere Grenze gesperrt war. Also verließ ich
Neuseeland ohne Heimat und verbrachte die Saison 21/22 damit, in vier
verschiedenen Ländern Handball zu spielen und zu trainieren!“
Die deutsche Sprache gilt nicht ohne Grund als eine der
schwereren weltweit. Wie gut hast du dich in den letzten 9 Monaten hier zurecht
finden können? Oder sprecht ihr als Team über den Handball eure ganz eigene
Sprache?
Luke Ireland: „Ja, es ist nicht einfach... Auch hier
sind die Leute großartig zu mir, und das Team ist immer sehr freundlich und
hilft mir, wenn ich etwas nicht verstehe. Im Training und in den Spielen
sprechen wir natürlich Deutsch, und obwohl ich die Taktik der Mannschaft auf Deutsch
verstehen kann, brauche ich doch ein bisschen Hilfe bei den genauen Details!“
Beim letzten Auswärtsspiel in Ferndorf hast du nach einem
tollen Steal kurz vor dem Ende den wichtigen Treffer zur 34:33-Führung erzielt.
Wie hast du diesen Moment erlebt?
Luke Ireland: „Die Zeit verlangsamte sich und es
fühlte sich an, als ob ich den Ball fünf Minuten lang dribbeln würde! Es war
großartig, ein wichtiges Tor für die Mannschaft zu erzielen, aber das ist auch
das Ergebnis unserer starken Verteidigung in der zweiten Halbzeit. Wenn man
sich auf seinen Nebenmann und den Torwart verlassen kann, gibt einem das das
Selbstvertrauen, das Risiko einzugehen und den Ball zu stehlen, und ich bin
froh, dass es uns zum Sieg verholfen hat.“
Mit deiner Nationalmannschaft hast du bereits an der
Asienmeisterschaft teilgenommen und 2020 dich sogar als der beste Torjäger des
Turniers in Kuwait ausgezeichnet. Was meinst du? Sehen wir die New Zealand
Handball Federation auch bald einmal bei einer Weltmeisterschaft in Erscheinung
treten? Vielleicht sogar gegen Deutschland?
Luke Ireland: „Vielleicht eines Tages... (lacht)
Unser Weg zur Weltmeisterschaft ist hart. Wir müssen beim Asien-Cup unter die
besten fünf asiatischen Länder kommen, um uns zu qualifizieren. Also haben wir
noch einiges zu tun, um diese Position zu erreichen. Wir haben einige
aufregende junge Talente, die unsere U17 und U19-Mannschaften gerade
durchlaufen. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie sie sich im Laufe der Jahre
entwickeln, und hoffe, dass sie eines Tages nach Europa reisen und dort spielen
können!“
Dass du nur ein Jahr bei der HSG Hanau bleiben wirst,
das war bereits im vergangenen September beschlossene Sache. Weißt du schon,
wo dich deine Handballschuhe als nächstes hintragen werden?
Luke Ireland: „Der Asien-Cup ist für Januar 2024 mit
Neuseeland geplant, also wird es bis dahin für mich darum gehen, mehr
Handballerfahrung vor diesem Turnier zu sammeln. Im August werde ich nach Nizza
umziehen, also werde ich meine nächste Handball-Herausforderung in Frankreich suchen!“
Danke für das Gespräch, Luke und dir viel Erfolg auf
deinem weiteren Weg!
(aus dem Englischen übersetzt)