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Im richtigen Moment die Finger weglassen
Foto: Scheiber
Pressebericht Männer 1
Freitag, 10.03.2023 - 1714 Klicks
Im richtigen Moment die Finger weglassen
3. LIGA HSG Hanaus Defensiv-Ass Marc Strohl über ausbleibende Rote Karten und das Top-Spiel

Die Defensive ist das Prunkstück von Handball-Drittligist HSG Hanau, denn im Schnitt muss keine Mannschaft der 3. Liga Süd-West weniger Gegentore hinnehmen. Das liegt nicht nur an den stark aufspielenden Torhütern Can Adanir und Fabian Tomm, sondern auch an der Deckung, an der die gegnerischen Spieler immer wieder abprallen.

Wir haben vor dem heutigen Gipfeltreffen gegen den Tabellenzweiten TuS Ferndorf ([Anmerkung HSG Hanau: 10.03.2023,] 20.15 Uhr, Main-Kinzig-Halle) mit Abwehrspezialist Marc Strohl über das HSG-Bollwerk, das nicht immer einfache Zeitmanagement beim Spagat zwischen Job und Sport und ausbleibende Rote Karten gesprochen.

Herr Strohl, durchschnittlich 24 Gegentore muss die HSG Hanau pro Spiel hinnehmen, das ist Bestwert in der Süd-West-Staffel. Dazu tragen die Torhüter ihren Teil bei, aber auch auf die Abwehrspieler kommt es dabei an. Was macht die HSG-Defensive so stark?

Das Zusammenspiel mit unseren Torhütern spielt da tatsächlich eine ganz große Rolle und hat den meisten Anteil daran, denke ich. Aber auch unser Trainer Hannes Geist ist da extrem wichtig und stellt uns bei jedem Spiel sehr gut auf den Gegner ein, zudem verfügen wir nicht nur über einen groß gewachsenen Innenblock, sondern es decken auch auf den Halbpositionen große Spieler. Außerdem können wir inzwischen neben unserer 6:0-Abwehr auch mit einer 5:1-Deckung spielen, und es ist immer gut, wenn man da die Wahl hat und problemlos umstellen kann. Im Vergleich zu den Vorjahren ist auch unsere Zwei-Minuten-Statistik nach unten gegangen, und es hilft selbstverständlich, wenn man nicht so lange in Unterzahl verteidigen muss. Wichtig ist bei der Abwehrarbeit aber auch der Angriff: Wir machen dort wenige Fehler, und das spielt uns in der Deckung dann in die Karten. Gute Abwehrarbeit ist also ein Zusammenspiel aus ganz vielen Faktoren.

Nun war die HSG Hanau ja auch schon früher für ihre gute Defensive bekannt, wozu Sie zusammen mit Yaron Pillmann im Innenblock maßgeblich beigetragen haben. Seit dem Sommer ist dieser Innenblock nun gesprengt, nachdem Pillmann an die Ostsee gezogen ist. Wie schwierig war es, sich auf die neuen Nebenleute in der Abwehr einzustellen?

Yaron und ich kannten uns tatsächlich in- und auswendig, wir wussten, was der andere macht, wo die Stärken des anderen liegen und wo er vielleicht die ein oder andere Schwäche hat. Aber mit Jonas Ahrensmeier und Dziugas Jusys funktioniert es auch sehr gut. Am Anfang mussten wir da vielleicht mehr miteinander reden und auch manche Abläufe ändern, aber mit Jonas habe ich ja schon ein bisschen länger zusammengespielt und Dziugas macht es mir sehr leicht, neben ihm zu verteidigen.

In den vergangenen Jahren waren Sie und Yaron Pillmann nicht nur schwer zu überwinden, sondern auch hin und wieder für eine Rote Karte gut. In dieser Saison gab es für Sie noch keine einzige Disqualifikation - wie erklären Sie sich das?

Ich bin vielleicht etwas älter und erfahrener geworden und weiß, wann ich die Finger weglassen sollte (lacht). Unsere Deckung hat sich aber auch verändert, ich übernehme da oft den defensiveren Part. Dadurch muss ich nicht bei neun oder neuneinhalb Metern ins Eins-gegen-Eins gehen und komme seltener in Situationen, die dann manchmal mit einer Roten Karte enden.

Weg von der Abwehr, hin zum Trainingsalltag: Viele ihrer Mitspieler sind Studenten, Sie arbeiten als Karosseriebaumeister. Wie lässt sich der Beruf mit dem Handball unter einen Hut bringen?

Da ich selbstständig bin, ist das nicht einfach, denn ich arbeite auch schon mal 50 Stunden in der Woche. Durch eine gute Zeitplanung versuche ich trotzdem, so oft wie möglich im Training zu sein, und fange deshalb morgens auch mal früher mit der Arbeit an. Zu den Trainingseinheiten um 17 Uhr schaffe ich es normalerweise dennoch nicht, sodass ich eher auf zwei oder drei Einheiten pro Woche komme statt auf fünf. Ich versuche aber, sowohl körperlich als auch geistig fit zu sein für den Handball. Das ist nicht einfach, aber ich wusste vor der Saison ja schon, was da auf mich zukommt.

Auf Sie und Ihre Mannschaft kommt nun Ferndorf zu und damit das Team, mit dem die HSG Hanau sich einen Zweikampf um den ersten Platz in der Staffel liefert. Was hat sich die Mannschaft für das Spitzenspiel vorgenommen?

Das Hinspiel haben wir knapp mit einem Tor verloren, was für mich unglücklich war, denn wir hatten mit bis zu fünf Toren geführt und haben eigentlich ein sehr gutes Spiel gemacht. Das Rückspiel in eigener Halle wollen wir unbedingt gewinnen und Erster bleiben, dafür geben wir in jedem Training alles. Ich denke, dass das Spiel spannend und bis zum Schluss offen sein wird, hoffe am Ende aber auf einen Sieg für uns und dann vier Punkte Vorsprung auf Ferndorf.

Das Gespräch führte Robert Giese



Marc Strohl

Alter: 28

Beruf: Karosseriebaumeister

Wohnort: Bruchköbel

Sonstige Hobbys: Kitesurfen, Tauchen

Bei der HSG seit: 2016

Ehemalige Vereine: SG Bruchköbel, VfL Gummersbach, VfL Eintracht Hagen
Zum HSG HANAU-Steckbrief

Quelle: Hanauer Anzeiger vom 10.03.2023
Artikel übernommen von Andreas Kautz am 12.03.2023
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