Die Hauptrunde der aktuellen Drittliga-Saison neigt sich dem Ende entgegen, und die HSG Hanau kann auf eine äußerst erfolgreiche Spielzeit zurückblicken, in der die Hanauer von Sieg zu Sieg eilten – auch wenn es im letzten Heimspiel mit der Niederlage gegen die HSG Pohlheim einen Dämpfer gab.
Diese Erfolgsgeschichte hat auch das Trainerteam der Grimmstädter möglich gemacht, das die Mannschaft nicht nur im Training in Form bringt, sondern auch optimal auf die jeweiligen Gegner vorbereitet. Wichtiger Teil des Trainerteams ist Co-Trainer Oliver Lücke, mit dem wir über seine Rolle in der Mannschaft und die Weiterentwicklung der Spiele gesprochen haben – und der uns verraten hat, was Hanau in der Aufstiegsrunde zuzutrauen ist.
Herr Lücke, die HSG Hanau hat inzwischen ein ganzes Trainerteam, Sie übernehmen dabei den Posten des Co-Trainers. Welche Aufgaben fallen da in Ihren Bereich?
Ursprünglich bin ich von Patrick Beer und Jörn Winter nach Hanau geholt worden, um den Jugend- und Erwachsenenbereich besser miteinander zu verzahnen. An dieser Schnittstelle sollte ich die Perspektivspieler weiterentwickeln. Da Hannes Geist damals Trainer der A-Jugend war, hatten wir viel miteinander zu tun und haben ein paar Vorgaben aufgestellt, was in dieser Mannschaft Sinn ergeben könnte – zum Beispiel ein Athletiktrainer oder Physiotherapie; diese Vorgaben haben wir jetzt teilweise schon ab der C-Jugend bis zu den Männern umgesetzt. Ein weiterer Schwerpunkt ist das individuelle Training mit der ersten Mannschaft: Da setzen wir einmal wöchentlich über sechs Wochen hinweg immer einen neuen Schwerpunkt. Außerdem kümmere ich mich um unser Angriffsspiel, schaue mir im Vorfeld unsere Gegner an und bespreche dann mit Hannes Geist, welche Prioritäten wir im nächsten Spiel haben. Die Spieler bekommen dann von uns ein paar Auftakthandlungen zusätzlich zu den „Ankerspielzügen“, die wir haben.
Und was sind Ihre Aufgaben während des Spiels?
Während der Spiele arbeite ich das Spielgeschehen zudem bereits statistisch auf – zum Beispiel kann man viel daraus herleiten, wie viele Pässe eine Mannschaft bis zu einem Torerfolg benötigt. Da können wir dann schon während des Spiels analysieren und das Team weiterentwickeln. Nach dem Spiel sehe ich mir außerdem an, was gut funktioniert hat und wo wir uns verbessern können. Wir legen zum Beispiel großen Wert auf ein gutes Überzahlspiel – und da waren wir im Rückspiel gegen Ferndorf in der ersten Halbzeit super.
Dass die HSG in der 3. Liga Süd-West eine derart starke Rolle spielt, haben im Vorfeld nicht viele Beobachter erwartet. Sie waren immer ganz nah dran an der Mannschaft, sind Sie vom Saisonverlauf überrascht?
Ich hatte nie Bedenken, dass wir eine schlechte Runde spielen könnten – ich wusste, dass wir eine talentierte Mannschaft haben, die Lust darauf hat, zu trainieren. Wir kannten zudem die Spieler, die wir neu verpflichtet haben, und die haben auch voll eingeschlagen. Can Adanir im Tor ist zum Beispiel eine extreme Steigerung. Meine einzige Sorge war, wie das Team die fünfte wöchentliche Trainingseinheit adaptiert, schließlich haben wir dadurch während der Runde nicht weniger trainiert als in der Saisonvorbereitung. Da musste sich die Mannschaft tatsächlich erst zurechtfinden und blieb in der Entwicklung kurz stehen, dann gab es aber einen Schwung nach oben. Am Hin- und Rückspiel gegen Ferndorf kann man die Weiterentwicklung der Mannschaft ganz gut sehen, denke ich: In Ferndorf war es noch ziemlich ausgeglichen, in Hanau waren wir besser. Die Weiterentwicklung hängt auch mit dem Charakter der Mannschaft zusammen, denn da werden keine Gedanken an die Siegesserie verschwendet, die Spieler wollen einfach nur spielen und gewinnen. Dass für uns nun der erste Platz herausgesprungen ist, kam für mich aber doch überraschend, es ist jedoch ein gutes Gefühl. Ganz vorne habe ich uns deshalb nicht erwartet, weil Ferndorf sehr gute Bedingungen hat, die sind uns eigentlich Lichtjahre voraus, von daher bin ich von ihnen ein bisschen enttäuscht. Aber Herz, Leidenschaft und Teamgeist schlägt eben gute Einzelspieler.
Auf Gegner mit ähnlich guten Bedingungen wird die HSG in der Aufstiegsrunde treffen. Was ist für den Verein da möglich?
Da müssen wir erst einmal abwarten, in welchem Modus wir spielen. Grundsätzlich ist es aber gut, dass wir in den vergangenen beiden Jahren schon an der Aufstiegsrunde teilgenommen haben – auch wenn die vergangene Aufstiegsrunde wegen der vielen Corona-Fälle bei uns recht verkorkst war. Es wird spannend zu sehen, wie nahe wir inzwischen an die anderen Mannschaften herangekommen sind, denn vor zwei Jahren gegen Potsdam war der Unterschied noch sehr groß. Jetzt bin ich gerade in eigener Halle gespannt, wie wir diese Gegner bespielen.
Das Gespräch führte
Robert Giese.
Zur Person
Alter: 48
Wohnort: Griesheim
Beruf: Wertpapierhandelskaufmann
Bei der HSG seit: 2018
Sonstige Hobbys: Skifahren, Radfahren